
NO DEMONS
NO GODS
Torsten Henning Hensel
Ein Neuanfang auf dem Land – Ruhe, Natur, Freiheit. Doch was, wenn die ersehnte Idylle die eigenen Abgründe erst sichtbar macht?
Jasmin und Leander fliehen aus der Stadt, voller Hoffnung auf ein besseres Leben. Doch während Jasmin nach Jahren der Selbstaufgabe ihre Kreativität wiederfinden will, hadert Leander mit seiner Vergangenheit und der Enge des Familienalltags. Alte Träume, unausgesprochene Sehnsüchte und der stumme Ruf nach einem anderen Leben drängen an die Oberfläche. Zwischen Erinnerungen, verdrängten Wahrheiten und der starren Stille des Waldes müssen sie sich fragen: Ist es wirklich die Umgebung, die uns fesselt – oder sind es die Dämonen in uns selbst?
"Leander schenkte sich ein weiteres Glas Rotwein ein und schaute gelangweilt aus dem Wohnzimmerfenster auf die Straße hinaus. Kein Mensch weit und breit, nur Wind und Regen, und Bäume, die von Wind und Regen geschüttelt wurden. Er presste seine Nase jetzt gegen das Fensterglas, um die Kiefer des Nachbarn sehen zu können. Sie schwankte noch immer bedrohlich stark vor und zurück. Muss dieses Ding ausgerechnet in unsere Richtung schwanken?, ärgerte er sich. Es sind doch noch ein Dutzend andere da! Doch dem Baum war das egal. Stoisch beugte er sich immer wieder, mit penetranter Impertinenz, über den Zaun herüber, auf Leanders Grundstück zu und kratzte, scheuerte, raspelte mit seinen Zweigen und Ästen und Zapfen und Nadeln an der kupfernen Regenrinne entlang, kreischend, sägend und schrill, wie wildgewordene Kreide auf einer tollwütigen Tafel, geifernd, giftig, mit irrem Blick, dämonisch und satyrn, ein Nadelbaummonster, bizarr und besessen, exzentrisch und wild, mit scharfen Krallen und gewetzten Klauen, angriffslustig und allzeit bereit, seinen erklärten Gegner, die Thunbergsche Villa, mit gezielten Hieben an ihren empfindlichsten Stellen – Herz, Leber, Halsschlagader – aufzuschlitzen, ein wahrhaft wahnhafter Dämon, der da aus Rinde und Borke gemacht vor ihm stand und sich riesenhaft auftürmte bis hoch über das Dach des eigenen Hauses, ein archaisches Ungetüm, das keinen Spaß verstand und nur eins im Sinn hatte: auszulöschen, zu töten, alles in Reichweite dem Erdboden gleich zu machen, sein Haus, seine Familie und alles, was ihm wichtig war, zu vernichten, zu vertilgen und ihn, Leander, mit einem harten, mit einem gezielten, mit einem anstandslosen Schlag mit einem seiner Äste zu fällen."
Textauszüge | Leseproben
No Demons No Gods (2025)
Eine Familie wagt den Neuanfang auf dem Land, doch die Idylle entpuppt sich als Spiegel ihrer inneren Konflikte – zwischen der Sehnsucht nach Freiheit, der Last der Vergangenheit und der Suche nach einem authentischen Leben.
Roman, 224 Seiten
Zum Autor
Torsten Henning Hensel,
Jahrgang 1972, verheiratet, zwei Kinder. Studium der Germanistik, Komparatistik und Kunstgeschichte.
Karriere als Texter, Konzeptioner und Stratege in der Kommunikationsbranche.
Nach mehreren Jahren in der Geschäftsführung namhafter Agenturen seit 2015 selbstständig als Marken- und Strategieberater.
No Demons No Gods ist sein zweiter Roman.
Webseite: www.torstenhensel.de
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